Sprossen anbauen: Der gesunde Garten in der Küche

Scharfer Rettich, pikante Linsen oder milde Alfalfa – beim Sprossen keimen lassen hat man eine große Auswahl. Selbstgezogene Sprossen sind frischer als alles, was man kaufen kann und es entwickeln sich enorme Nährwerte. Was sind diese kleinen Naturwunder eigentlich genau und was mußt du beim Anbau alles beachten? Hier kommen die wichtigsten Fakten!

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Sprossen selber ziehen – ein Trend mit Tradition

Bereits 3.000 Jahre vor Christi erwähnte der chinesische Kaiser Seng-Nung in seinem Buch über Heilpflanzen die gesundheitsfördernde Wirkung von Pflanzensprossen. Fertig gekeimte Mungobohnenkeimlinge (oft fälschlich als Sojasprossen bezeichnet) aus der chinesischen Küche sind auch bei uns schon lange erhältlich. In Supermärkten und im Gemüsehandel gibt es sie als Sprossenmix abgepackt, in kleinen Schälchen (zum Beispiel Gartenkresse) oder lose.

Dabei ist es so einfach, Sprossen zu Hause selber keimen zu lassen. Du brauchst nur ein paar Hilfsmittel. Es gilt wie bei jedem Lebensmittel: Je frischer desto gesünder!

So richtig explodiert ist der Trend dank des vermehrten Interesses für die vegetarische und vegane Küche. Aber Sprossen passen selbstverständlich in jeden Speiseplan, sie sind eine wertvolle und aromatische Bereicherung für alle Gerichte und eine gesunde Ernährung.

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Gekeimte Kichererbsen

Warum Sprossen so unglaublich gesund sind:

Jedes Samenkorn trägt ja bereits unter seiner schützenden Hülle sämtliche Nahrungsreserven für die Phase seines Wachstums. Wenn sich der Samen durch das Einweichen in Wasser mit Flüssigkeit auflädt, beginnt ein Stoffwechsel. Dabei aktivieren sich die im Samen enthaltenen Grundstoffe zu Mineralien, Vitaminen, Proteinen und Kohlehydraten, die den jungen Keim ernähren.

Denn erst in der späteren Wachstumsphase kann er sich mit Hilfe seiner Wurzeln und Blättchen selbst versorgen. Wenn wir Sprossen ziehen, zum Beispiel im Keimglas, dann profitieren wir von dieser Nahrung, die ja eigentlich für das erste Wachstum der Pflanze bestimmt ist. Studien haben ergeben, dass diese immense Konzentration von Nahrungsenergien im späteren Leben der Pflanze nie wieder erreicht wird.

Am Beispiel der Luzerne wollen wir das hier mit Zahlen belegen:  Bei Luzernen steigt der Gehalt an Vitamin C in den ersten 72 Stunden nach dem Einweichen um sagenhafte 500 % an. Ihr Vitamin-A-Gehalt steigert sich um 300 % und das Vitamin E erreicht ein Wachstum von 33 %. 

Die Vermehrung der Vitalstoffe in diesen ersten Wachstumsphasen geht übrigens Hand in Hand mit einer Verbesserung der Bioverfügbarkeit der Nährstoffe. Das bedeutet, dass die gesunden Stoffe aus den Sprossen und Keimen besonders gut vom menschlichen Körper aufgenommen und verwertet werden können.  

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Bei selbst angebauten Sprossen und Keimlingen kann man immer sicher sein, dass es sich um Bio-Qualität handelt. Denn bei der eigenen Anzucht, weiß man genau, dass weder Pestizide noch Kunstdünger eingesetzt wurden. Und selbstverständlich sind sämtliche Arten von Samen in biologischer Ausgangsqualität im Handel erhältlich.    

Der Unterschied zwischen Sprossen und Keimlingen

Sprossen selber ziehen ist eine spannende Angelegenheit, denn innerhalb kürzester Zeit verwandeln sich die Samen in Minipflanzen. Aber warum werden zwei verschiedene Begriffe dafür verwendet?

Die verschiedenen Bezeichnungen der kleinen Energiepakete hängen von der Ziehdauer ab und sind weitgehend Definitionssache.

  • Unter einem Keimling versteht man das erste Wachstumsstadium, es ist der Keim, der als erstes aus dem Samenkorn wächst. Bei einigen Sorten wird bereits in dieser Phase geerntet, da sich sonst unerwünschte Bitterstoffe oder ähnliches entwickeln können. Das ist zum Beispiel bei Sprossen aus Sonnenblumenkernen der Fall.
  • Sprossen: Bei den meisten Saaten wartet man jedoch, bis sich grüne Sprossen entwickelt haben. Botanisch gesehen handelt es sich bei den Sprossen um die oberirdischen Teile der Pflanze, also um die Stängel und die Blätter.
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Bohnensprossen

Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dennoch meist kein Unterschied zwischen den Begriffen Sprossen und Keimlingen gemacht.

Der neueste Trend sind Mikrogreens

Als Mikrogreens oder Mikrogrün wird dann die nächste Entwicklungsstufe des winzigen Grünzeugs bezeichnet, wenn das Saatgut auf einer Anzuchtschale auf der Fensterbank herangezogen und ein paar Tage später geerntet wird. Dann sind es bereits winzige Pflänzchen mit grünen Blättern, die in Bezug auf ihr Gewicht eine noch höhere Dichte an Nähr- und Vitalstoffen aufweisen und als das neue Powerfood gelten. Sie schmecken milder als Sprossen und sind eine perfekte Zutat für Rohkostsalate.

Geeignete Samen und Sprossenfamilien

Die noch sehr zarten Pflänzchen bieten eine enorme Sortenvielfalt, die von Sojasprossen über Kichererbsensprossen bis hin zu Weizenkeimlingen reicht. Geeignet für die Züchtung sind nicht nur die Samen von vielen Pflanzen wie Rettich, Rucola oder Kresse, sondern auch von Hülsenfrüchten und Getreidesorten.

Bei dieser Auflistung lassen wir die botanischen Aspekte außer Acht. Denn wenn du Sprossen keimen lassen willst, dann erleichtert es die Arbeit, wenn wir hier die Samen nach ihren typischen Keimmerkmalen ordnen.

Kleine Samen

Dazu gehören zum Beispiel Senf, Rettich, Radieschen, Rotklee oder Luzerne

Ihre Sprossen wachsen sehr rasch und werden gegessen, sobald sich die ersten beiden Blättchen gebildet haben. Diese Samen können auch gemischt werden und zusammen in einer Keimschale für Sprossen gezogen werden.

Getreide

Zu dieser Sprossenfamilie gehören Weizen, Hafer, Gerste und Roggen. Beim Keimen entsteht ein köstlicher, ganz leicht süßlicher Geschmack.

Linsen und „weiche“ Bohnen

Hülsenfrüchte wie grüne oder rote Linsen oder Sojabohnen sind absolut anfängertauglich. Sie lassen sich in jedem Gefäß problemlos ziehen. 

Feste Hülsenfrüchte

Gartenerbsen, Mungbohnen oder Kichererbsen sind aromatische Kandidaten beim häuslichen Sprossen keimen lassen. Manchmal braucht es etwas Geduld und Erfahrung um mit ihnen eine schmackhafte Ernte einfahren zu können.

Samen, die Schleim bilden

Zu diesen Saaten gehören Kresse, Leinsamen und Flachs. Sobald sich die Körner mit Wasser aufgeladen haben, geben sie einen Schleim ab und kleben zusammen. Um das zu verhindern zieht man diese Sorten in einer Keimschale für Sprossen, die man mit angefeuchtetem Küchenpapier ausgelegt hat. 

Süßgräser

Zum Beispiel Weizengras.

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Sprossen anbauen Schritt für Schritt

Für den Anbau brauchst du im Prinzip nur das Saatgut, Wasser und ein Keimgefäß. Hier ist ein Schritt-für-Schritt-Überblick. Damit bekommen auch Anfänger einen tollen Sprossengarten, wenn sie ein paar Dinge beachten.

Die richtigen Geräte zum Sprossen selber Ziehen

Das Keimglas

Sprossen ziehen im Keimglas ist die geniale Methode für Anfänger. Die Anschaffung ist günstig und der „gärtnerische“ Aufwand bei dieser Methode des Sprossen keimen lassen hält sich absolut in Grenzen. Es handelt sich dabei um Gläser mit einem Deckel, der kleine Löcher aufweist. Diese Löcher dienen der Luftzufuhr und ermöglichen den Abfluss des Wassers  nach dem Gießen.

Man kann nicht nur Sprossen ziehen im Keimglas, sondern auch nur dessen Deckel verwenden, um Grünes aus Saaten zu ziehen. Abhängig vom jeweiligen Hersteller besitzen die Keimgläser eine zusätzliche Ausrüstung. Sie können mit einer Kombination aus Deckel und Ständer erworben werden. Das ist besonders sinnvoll, wenn mehrere Keimgläser in der richtigen Position gehalten werden sollen.

Viele Keimgläser enthalten auch eine separate Auffangschale für das Gießwasser mitgeliefert.  

Die Keimschale für Sprossen

Sie besteht aus einem feinmaschigen Rost und einer Auffangschale für das Gießwasser. Das Saatgut wird auf dem Rost platziert. Die Auffangschale kann am Anfang ganz mit Wasser gefüllt werden, damit die Samen sich mit Wasser vollsaugen können.

Sprossen im Etagenkeimgerät

In einem Etagenkeimgerät lassen sich unterschiedliche Samen in den einzelnen Etagen keimen. Damit lassen sich also relativ große Mengen von Sprossen selber ziehen. Sprossentürme sind aus Acrylglas, Plastik oder gebranntem Ton erhältlich. Das Modell aus Ton eignet sich speziell für Dunkelkeimer. Dieses Material hat den Vorteil, dass es ca. 10 % seines Gewichts an Flüssigkeit aufnehmen kann und diese Feuchtigkeit dann nach und nach an die Sprossen und Keime abgibt.

Keimbeutel als praktische Alternative

Ebenfalls für Anfänger geeignet sind gebrauchsfertige Beutel mit der Keimsaat deiner Wahl, die du zum Spülen einfach in kaltes Wasser tauchen und dann bis zum nächsten Spülvorgang irgendwo zum Abtropfen aufhängen kannst. Keimbeutel sind inzwischen ebenfalls in gut sortierten Bio-Supermärkten, Reformhäusern oder im Online-Handel erhältlich.

Als Alternative kannst du auch einfach einen netzartigen Wäschebeutel mit Reißverschluss benutzen, der normalerweise Kleidung beim Waschvorgang in der Waschmaschine schonen soll. Bevor du ihn wiederverwendest, steckst du ihn nach dem Keimvorgang zum Reinigen dann einfach in die Waschmaschine.

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